Sigmar Polke – Hallucie, 1998, Original-Farboffset-Lithografie und Farbserigrafie, 1998. Auflage: 70 Exemplare auf Karton, handsigniert, nummeriert und datiert. Blattformat 70 x 50 cm. Preis auf Anfrage!

Über Sigmar Polke

In Sigmar Polkes (1941 – 2010) Werk dominiert ein Stilpluralismus, der kaum zu erfassen ist, jedoch ist die Seele darin immer erkennbar und prägt so sein Schaffen in einzigartiger Weise. Seine Bilder und Collagen lassen einen an der Kunst eines Alchemisten teilhaben. Polke hat gerastert, kopiert, collagiert, montiert, hat sich Politik und Werbung, Dokumentation und Kuriosum, Supermänner und Filmszenen vorgenommen. In seinem Kölner Atelier experimentierte er wie in einem chemischen Laboratorium. Er nutzte dafür Silbernitrat, verschiedenste Lacke, Kunstharz, Schellack, unterschiedlichen Pigmentträgern, Eisenglimmer.

Sigmar Polke wurde am 13. Februar 1941 in Oels in Niederschlesien geboren. Seine Familie floh 1945 nach Thüringen und übersiedelte 1953 nach West-Berlin, anschließend nach Düsseldorf. Dort begann er eine Glasmalerlehre und studierte von 1961 bis 1967 an der Kunstakademie in Düsseldorf, unter anderem bei Joseph Beuys. Polke wurde so zum künstlerischen Forscher, der sich schließlich früh aus der Öffentlichkeit zurückzog und nur noch über seine Bilder mit den Menschen kommunizierte. Je mehr er ein Star wurde, desto seltener trat er auf.

Ein Höhepunkt in seiner Karriere war sicherlich, als er 1986 im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig wärmeempfindliche Bilder zeigte, die je nach Tagestemperatur in jeweils anderen Farben leuchteten. Er wurden mit dem „Goldenen Löwen“ für die beste künstlerische Leistung belohnt. Sigmar Polke war immer auch ein politischer Künstler, der zum Beispiel das Drama der Französischen Revolution mit expressiv-autonomer Malerei auszudrücken wusste. Bei all der Themen- und Stilmischung verschwamm der gesellschaftspolitische Impetus doch dann irgendwann. Eduard Beaucamp schrieb einmal über ihn: „Mit seinen Manipulationen und Prozeduren ist Polke auch ein Erbe des späten, leider oft bombastischen Dalí, der mit Rastermystik und Nuklearphantasien die Durchdringungen von Natur und Kunst, von Geschichte und Gegenwart, von Makrokosmos und Mikrokosmos betrieb.“

Seine Suche nach den Abgründen in deutschen Wohnzimmern erfolgte im Geist von Aufklärung. Ein Mittel dazu war Polkes Witz, bis zum Sarkasmus. So hat er die deutschen Bildwelten unaufhörlich irritiert und nicht nur in der Kunstwelt. Er war und bleibt der beißende, humorvolle Ironiker, seine Werke werfen spannende Fragen darüber auf, wie Auge und Verstand Spielball sind in jenem Wahrnehmungsspiel, dem sie tagtäglich unterliegen.